Tag43:10 Wahrheiten
16. Mai 2008Neulich, beim Schleifen, hatte ich so ein bisschen Zeit meinen Gedanken nachzuhängen. Jaja. Ich weiss, schon. Was hast du da Zeit überhaupt nachzudenken. Schleifen sollst du Junge, nicht denken. Hat aber etwas meditatives, das Autoschleifen. Ich will jetzt nicht sagen religös, aber meditativ. In Wahrheit halt ich ja so ein Autoschrauben für einen Zen-Weg. Also wirklich. :). Leuchte bin ich noch keine, und erleuchtet noch lange nicht. (Wahrscheinlich glimmt nur ein Lämpchen.) Aber für den Beitrag hat es gereicht.
Also: Meine 10 ultimativen Schrauberwahrheiten.
Schaut sie euch mal an. Bin gespannt, was ihr dazu sagt.
Die 10 ultimativen unumstösslichen und ewigen Schrauberwahrheiten.
1. Egal wieviel Zeit du veranschlagst. Es dauert länger.
Ist brutal aber ist aber so. Weil man nie mit dem rechnet, was schief geht, sondern immer nur annimmt, das alles wie am Schnürchen läuft.
Das Getriebe öffnen? Na sind ja nur 3 Schrauben, das hab ich in 3 Minuten. Na, sagen wir, 10. Maximal. Aber dann findet man die richtige Stecknuss nicht, dann muss der Arbeitsplatz erst freigeräumt werden, dann muss das Getriebe zuerst gereinigt werden, dann kommt der Nachbar vorbei und erzählt von seinem Hund, dann fängt das Fussballspiel an, dass man unbedingt sehen muss, und wenn man dann endlich wirklich soweit ist, das Teil zu öffnen, dann geht sicher eine der Muttern nicht ab, weil total und absolut und für immer und ewig zugerostet. Und so werden aus drei Minuten, lockere 3 Stunden.
Tip: Nimm den längsten Projektzeitraum an, das du vermutest (nicht schüchtern sein, macht mal. Nur Zu. Keine Hemmungen. Das Längste was deine Phantasie hergiebt. Wenn du dich selbst im Rollstuhl siehst, den Brei mit dem Strohhalm mampfen, kommst du in die realistische Nähe. Dann multipliziert diesen Zeitraum mit drei. Dann Zähl noch ein Monat dazu, und du kommst auf deinen tatsächlichen Fertigstellungstermin, ….. wenn du solange lebst, deine Frau dich so lange lässt, oder dir bis dahin nicht Geldmittel, Geduld, oder Flexscheiben ausgegangen sind.
2. Dein Restaurationsobjekt hat immer einen schlechteren Zustand als du je vermutest.
Immer. Nenn es Blindheit, oder Wahnsinn, oder einfach nur Wunschsehen. Das Objekt unserer Restaurationsbegierde sieht immer besser aus als es ist. Immer. Und selbst wenn du das Teil vom Fachmann überprüfen lässt, findet sich nach dem Zerlegen noch ein Rostnest im Schweller, so gross wie ein Fussball.
3. Egal wieviel Zeit du veranschlagst. Es dauert länger.
Hu? Hat er was geraucht, der Oswald? Ist er auf der Tastatur ausgerutscht? Zuviel Feinstaub und der in den Kopf gestiegen? Das Gesetz hatten wir ja bereits? Und es ist ein gutes Gesetz, aber nicht so gut, dass man es wiederholen muss.
Ist keine Wiederholung. Wirklich. Denn es ist ein weiters unumstössliches Faktum, dass es egal ist, wieviel Zeit man sich vornimmt. Der Termin wird um das Dreifache überzogen. Will heissen: Glaubst du ein Jahr Zeit zu brauchen, brauchst du 3. Nimmst du dir aber vor, dasselbe Teil in 4 Monaten fertig zu haben, wirst du ziemlich genau in einem Jahr fertig sein.
4. Es ist genau das Ersatzteil nicht auf Lager, das du am dringensten brauchst.
Ist sicher Absicht. Ich halte es für eine Prüfung des Schicksals. Dir fehlt, damit du mit dem Zusammenbau deines sorgfältig hergerichteten Motors, den du seit Wochen überholt hast beginnen kannst, eine ganz gewisse mirkige Spezial Gummidichtung. Du gehst zum Laden, holst den Euro herraus, weil mehr tut das Teil nicht kosten, und….“tut mir leid, das Teil ist leider nicht mehr lieferbar. Versuchen sie es bei Ebay.“ Dann kann man nur beten und hoffen dass du der einzige ist, der so ein Teil sucht. Wie Wahrscheinlich das ist, kann du dir selbst ausmalen. Oder du realisierst es, wenn du Im internet siehst. „Dieser Artikel wird 1468 mal beobachtet.“ Da hilft alles nichts. Da können die Kinder weinen soviel sie wollen, der neue Plasma TV wird versetzt.
5. Du tust dir immer mit dem Werkzeug weh, das du am besten kennst und genau in dem Moment in dem du sicher bist, dass nichts passiert.
Ist so. Die Flex, schon hundert mal in der Hand gehabt, immer und jedes mal nicht ohne zuvor die Ganzkörper-Rüstung angelegt zu habe, Feuerlöscher auf der Rechten, Verbandkoffer auf der Linken Seite, das Testament, Blutgruppenausweis, Impfpass in Griffweite, wie es sich gehört. Und alles Umsonst. Nie ist ist auch nur die kleinste Kleinigkeit passiert. Und dann will man nur einmal schnell eine Kante abgraten, und nimmt nur mal ausnahmsweise das Gerät zur ungeschützten Hand, und genau dann fährt die Trennscheibe in den Fingerknochen.
6. Verbrauchsmaterial geht immer Samstag 6 uhr 45 zur Neige.
Das Nervenzerfetzenste und unheimlichste Gesetz von allen. Da muss es einen Gott geben, der die Ladenschlusstermine nachdem zur Neige gehen von Flexscheiben einrichtet. Anders ist das Ganze nicht zu erklären. Samstag abend, viertel vor 7. Du brauchst, selbst wenn du alle Geschwindigkeitsbeschränkungen übersiehst, bei den Autobahnen auf der Gegenfahrbahn abkürzt, nicht für Tiere, Kinder, alte Leute bremst oder auch nur verzögerst, genau 15.32 Minuten zum nächsten Heimwerkermarkt. (gestoppt) Und „zing“ löst sich genau dann deine Trennscheibe in ihre Einzelteile auf. Du greifts blind, an jenen Fleck, an dem die Reserve liegen sollte, obwohl du längst weisst, dass da keine ist, weil, ist ja Samstag Abend.
7. Du hast nie das richtige Werkzeug zur Hand.
Warum das so ist, weiss ich nicht. Wenn du eine 10er Mutter öffnen musst, du dazu wärend einer Viertelstunde wildesten Verrenkungen unter den Wagen gekrochen bist, geschickt, unter einziehen deiner Milz, dem herunterhängenden Auspuffrohr ausgewichen bist, den Kopf auf die Seite gewuchtet, den bescheuerten Arm, der einfach zu lange ist, um im Spalt zwischen Motoblock und Karosserie hineinzupassen, irgendwie in Stellung gescheuert hast, du also endlich genau so liegst, dass du unter Zuhilfename deiner ganzen bestialischen Manneskraft, diese verfluchte Mutter anfassen kannst, um ihr ein grausames Ende zu bereiten, oder sie herrauszuschrauben, hast du bestimmt nur den 11 Schlüssel mit. Und der 10er liegt irgendwo ziemlich genau am anderen Ende der Werkstatt.
8. Man kann nie genug Werkzeug haben.
Muss man nicht erklären, oder? 😉
9. Rost ist in Wahrheit unsere Obsession.
Auch wenn wir es uns nicht eingestehen wollen. Rost ist unser Fetisch. Und wenn nicht vor dem Projekt, dann während, und bestimmt danach. Alles dreht sich um Rost. Es hat unsere Gedanken im Griff und dementsprechend sind wir auch die meiste Zeit damit beschäftigt das zu Beseitigen, was Rost angerichtet hat. Also seien wir ehrlich. Wollen wir es anders? Einen Alu Wagen, oder vielleicht ganz aus Plastik? Nie mehr Angst vor einer Blutvergiftung. Nichts mehr schleifen. Nichts mehr schweissen? Nichts da. Wir wollen die Herrausforderung. Will fast sagen, wir haben Rost im Blut. ….
So das wars.
Hey… sind ja nur 9 Wahrheiten? Stimmt. Vielleicht fällt euch eine 10te ein.
Lg Oswald